FREUNDSCHAFTSCOACH

KRITISCH HINTERFRAGT - INTERVIEW MIT D

Im BIRKENFELD AKTUELL 2018 wurde von dem Projekt „Freundschaftscoaching im Jugendbereich“ berichtet. Daraufhin führte Verlagsleiterin Evi Kälber mit dem Ausbildungsleiter Walter Nitsche aus Birkenfeld ein Interview.

Aber Probleme wie Bulimie, Ritzen, psychische Störungen können doch nicht von Gleichaltrigen therapiert werden. Richtig. Freundschaftscoachs sind auch keine Therapeuten. Sie lernen, die Grenzen zu sehen und gegebenenfalls auch einen ratsuchenden Freund zu motivieren, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Selten geht ein Teenager aus freien Stücken zu einem Psychologen oder Psychotherapeuten. Aber einem Freund öffnet man sich eher.

Das ist schlüssig, aber was kann der Freundschaftscoach dann konkret tun?
Allein, dass sich die Seele (Psyche) eines Teenagers vorbehaltlos öffnen kann, weil er vom Freundschaftscoach eine tiefgehende Annahme und Wertschätzung erlebt, hat  bereits tiefe „therapeutische“ Wirkung. Viele Jugendliche leiden heute unter Depressionen, Süchten und allerhand Konflikten. Der Freundschaftscoach lernt, wie er hier eine gewisse Hilfe (keine „Therapie“) anbieten kann, die in der Praxis tatsächlich hoch wirksam ist.

Können Sie das an einem konkreten Fall etwas verdeutlichen?
Ja gerne: Da kommt beispielsweise Sven, ein Freundschaftscoach, mit Lars, einem 19jährigen Studenten, in Kontakt, der große Probleme mit Alkohol hat. Lars erzählte später: „Statt der erwarteten Ermahnungen und Aufforderung, doch alle Wodka- und  Bierflaschen aus dem Haus zu werfen, legte Sven, der Freundschaftscoach, seinen Arm um mich und fragte: Lars, wo ist denn dein Schmerz? Keine Verurteilung. Keine Maßregelung – nur liebevolle Annahme. Ich war so berührt, dass mir die Tränen kamen, und mein Inneres öffnete sich vertrauensvoll – ja wir kamen im Gespräch an einen sehr persönlichen Schmerz, und Sven half mir, damit umzugehen. Mein Problem löste sich nach und nach in Luft auf.“

ZIELE, MOTIVATIONEN UND ÄNDERUNGEN -

Britta Bischoff-Krappel, freie Mitarbeiterin der Pforzheimer Zeitung und des Mühlacker Tagblatts
berichtete über die Abschlussfeier und stellte folgende Fragen.

Was ist die Zielsetzung bei diesem Projekt?
Die einzelnen Jugendlichen sollten selbst in ihrer eigenen Persönlichkeitsreifung, Beziehungs- und Konfliktlösungsfähigkeit gestärkt werden. Außerdem sollten sie fähig werden, anderen Jugendlichen fundiert in  Lebensproblemen helfen zu können.

Gab es Motivationslöcher bei den Kids zu verzeichnen oder/und  heraufordernde Situationen während der Ausbildung?
Ja, manchen fiel es schwer, den umfangreichen Stoff zu bewältigen. Die Gruppengröße war zwar am Anfang okay,  aber um sich tiefgehend auszutauschen, um auf den einzelnen eingehen zu können, waren dann kleinere Gruppen  notwendig, und der Stoff wurde auf zwei Treffen verteilt. Als ich dem einzelnen, der etwas überfordert war, dann konkret helfen konnte, die Thematik gut zu verstehen, kam die Motivation bleibend zurück.

EM AUSBILDUNGSLEITER WALTER NITSCHE

Haben Sie auch Mitarbeiter?
Ja, je nach Themenkreis oder praktischen Übungen in kleineren Gruppen. Bereits ausgebildete Freundschaftscoach können zu „begleitenden Trainern“ werden – um später selbst noch die Ausbildung zum „Trainer für Freundschaftscoachs im Jugendbereich“ zu machen. Zum Thema „Ungewollt schwanger – was nun?“ referiert eine erfahrene Hebamme aus Reutlingen. Die Themen „Ich habe eine Ess-Störung – was nun?“ und „Ich ritze mich – was nun?“ behandelt eine junge ehemals Betroffene aus Offenburg.

Und wie viel müssen die Jugendlichen dafür zahlen?
 Die Gesamtkosten der Ausbildung belaufen sich pro Person auf 750.- € (inkl. umfangreicher Seminar-Unterlagen, Bücher und vor allem extra Supervisionsterminen). Doch die Auszubildenden müssen praktisch nichts bezahlen, da wir für die Ausbildungskosten stets Spender und Sponsoren suchen. Damit steht diese Möglichkeit auch finanziell schwachgestellten Jugendlichen offen.

INTERVIEW MIT DEM AUSBILDUNGSLEITER

Was genau erhofft ihr  Euch von den ausgebildeten Freundschaftscoaches und wo sollen sie eingesetzt werden?
Wir erhoffen uns bei den ausgebildeten Freundschaftscoach praktische “Lebensschule” für ihr eigenes Leben und  auch “Erfolge”, anderen Jugendlichen effektiv in Lebensproblemen zu helfen. So wie sich Vera Müller bereits äußerte: “Ich merkte es schon im Zusammensein im Jugendhaus, welch positive Auswirkungen die Ausbildung auf  die einzelnen hatte.”

Sind für den neuen Kurs Änderungen der Inhalte oder sonstige Modifizierungen geplant?
Von vornherein mehr Kleingruppen planen. Besonders fähige Jugendliche aus den beiden Kursen werden gerade  zum „Trainer für Freundschaftscoachs“ ausgebildet, damit sie selbst bei der Ausbildung mitwirken können. So können viel mehr Kleingruppen mit Tiefenwirkung gebildet werden. Die “Trainer” stehen in unmittelbarem Kontakt  mit uns als deren Supervisoren. Außerdem werden die bereits Ausgebildeten zu Fortbildungskursen eingeladen.

  • JC@asb-seelsorge.com
  • 07231/4729917
SPENDENKONTO

Unsere Arbeit können Sie durch Spenden an den gemeinnützigen Verein AsB e.V. (VR 70211, Amtsgericht Mannheim) unterstützen:

(Für die Ausbildung von Freundschaftscoachs im Jugendbereich und die Ausbildung von Hilfstrainerinnen und Hilfstrainern)

Sparkasse Pforzheim-Calw
IBAN: DE16 6665 0085 0008 9739 62
BIC: PZHSDE66XXX